Bild: Daubach-Genealogie
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Bild: Button_up Gutachten zum Familiennamen Daubach Homepage

 

Universität Leipzig

Deutsch-Slavische Namenforschung

- Namenberatungsstelle -

Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig


Dezember 2005



 

Gutachten zu dem Familiennamen Daubach


 

Allgemeines zur Entstehung und Bedeutung von Familiennamen

Mit der schriftlichen Überlieferung setzte in unserem Sprachraum im 8./9. Jahrhundert auch die Überlieferung von Namen ein. Allerdings handelte es sich zu dieser Zeit noch nicht um Familiennamen. Diese entwickelten sich in Deutschland erst seit dem 12. Jahrhundert. Vorher spricht man von der Zeit der Einnamigkeit. Die Entwicklung der Familiennamen ist in ihrer Gesamtheit von ungeheurer sprachlicher Komplexität. Um die Jahrtausendwende entwickelten sich differenzierende Zusätze zu den Rufnamen, die so genannten Beinamen. Diese Zusätze werden nach verschiedenen Motivationen gebildet. Ausschlaggebend können der Name des Vaters (Albrecht, Anderson), der Beruf (Müller, Wagner), die Herkunft (Bayer, Hesse) oder der Siedlungsplatz innerhalb eines Dorfes (Brunner, Teichmann) oder aber bestimmte cha­rakterliche oder äußerliche Besonderheiten (Kluge, Schwartze) sein.

Mit der Erblichkeit der unterscheidenden Zusätze beginnt die Ära der Familiennamen. Man spricht von einem Familiennamen, wenn der Name über mehrere Generationen vererbt wurde, Geschwister denselben Namen trugen und der Name inhaltlich nicht zum Namenträger passte (z.B. Friedrich Müller von Beruf Schneider). Die Familiennamen traten zuerst in den süd- und südwestdeutschen Städten auf und häuften sich im 13. Jahrhundert. Bis zum 15. Jahrhundert war ihre Ausbreitung nach Norden und Osten im Wesentlichen abgeschlossen. Allerdings ist zu bemerken, dass die Familiennamengebung vor allem in ländlichen Gebieten erst im 18. Jahrhundert, in Friesland erst im 19. Jahrhundert vollzogen wurde.


Häufigkeit und Verbreitung des Familiennamens

Der Familienname Daubach erscheint im Telefonverzeichnis für Deutschland 80-mal (Quelle: www.dastelefonbuch.de). Ausgehend von der Tatsache, dass wir pro Eintrag im Telefonbuch etwa 2,8 Namenträger rechnen, ist Ihr Familienname mit etwa 224 Namenträgern recht selten. Zum Vergleich verzeichnet der häufigste Name im Deutschen Müller (Mueller) 603 000 Namenträger. In die folgende Karte sind die Telefonbucheintragungen bildlich dargestellt, so dass sich für uns eine wichtige Arbeitsgrundlage ergibt. Die Verbreitung eines Familiennamens ist sehr wichtig für die Erkenntnis über die Ursprungsregion des Namens. Zwar hat sich ein Großteil der Namenträger, bedingt durch die neuzeitliche Mobilität, im ganzen deutschen Sprachraum und darüber hinaus verteilt, der Namensursprung kann aber erfahrungsgemäß fast immer im heutigen Häufungsgebiet lokalisiert werden.


 

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Verbreitung des Namens Daubach in Deutschland (Quelle: DT-Info & Route)

 

Der Familienname ist vor allem in Hessen und dem Rheinland verbreitet, wie auch die Detailkarte (folgende Seite) verdeutlicht.


 

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Detailkarte für den Namen Daubach


 

Zudem sind uns im genealogischen Index der amerikanischen Mormonen, welche zahlreiche Informationen über ihre europäischen Vorfahren gesammelt haben, mehrere hundert Träger des Namens Daubach seit dem frühen 18. Jahrhundert im Rheinland um Bitburg überliefert. (Quelle: www.familysearch.org). Wir können also davon ausgehen, dass der Familienname Daubach im Rheinland entstanden ist und sich im Laufe der Zeit in Richtung Hessen und Nordrhein-Westfalen ausbreitete.


Etymologie / Bedeutung des Familiennamens

Aufgrund der Struktur des Namens, der offensichtlich aus den Elementen Dau- und –bach zusammengesetzt ist, gehen wir davon aus, dass es sich entweder um einen ursprünglichen Gewässernamen oder um einen Ortsnamen handelt, welcher einen Gewässernamen enthält. Bei der Suche nach entsprechenden Ortsnamen werden wir schnell fündig. Uns sind heute in Rheinland-Pfalz zwei Orte dieses Namens überliefert: Daubach westlich von Bad Kreuznach und Daubach westlich von Limburg/Lahn.


 

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Beide Orte können als Ursprung Ihres Familiennamens herangezogen werden. Der Familienname Daubach kann von daher als so genannter Herkunftsname in der Bedeutung „der aus Daubach Stammende“ gedeutet werden. Zudem ist uns der heute nicht mehr existente Ort Daubach bei Emmersdorf westlich von Passau (Bayern) historisch bezeugt. Dieser hat aber offenbar nicht auf die Familiennamengebung eingewirkt.

Zu Herkunftsnamen im Allgemeinen ist zu sagen, dass diese eine Person nach dem Ort oder der Region kennzeichnen, aus welcher jene zugezogen war. Die Familiennamen entstanden zu einer Zeit der Städteblüte, das heißt, Teile der Landbevölkerung zogen aus wirtschaftlichen Gründen in die größeren Städte. Generell ist eine große Binnenwanderung in Deutschland zu dieser Zeit zu verzeichnen (11.-14. Jahrhundert). Beispiele für verbreitete Herkunftsnamen sind Beyer, Baier etc. („der aus Bayern Stammende“), Hess(e), Unger („der aus Ungarn“), Nürnberger, Hamburger etc. Zu beachten ist, dass der Name wohl nicht immer im Ort der Herkunft selbst entstanden ist, sondern in der näheren Umgebung, und zwar in dem Ort, in welchem sich der spätere Namenträger niederließ. Hier wurde er nun von anderen Personen gleichen Vornamens anhand eines Beinamens, des späteren Familiennamens, unterschieden, im vorliegenden Falle also anhand der Herkunft aus dem Ort Daubach.

Daubachwestlich Bad Kreuznach ist uns 1438 erstmals als Daupach überliefert (H. Kauf­mann, Die Ortsnamen des Kreises Bad Kreuznach, München, 1979, S. 94f). Zugrunde liegt der gleichlautende Gewässername Daubach, welcher als „Taubenbach“ oder „Bachtal mit Wildtauben“ gedeutet wird. Der Ortsname Daubach kann daher als „Siedlung am Daubach“ gedeutet werden (ebd; vgl. auch A. Greule, Die linken Zuflüsse des Rheins zwischen Moder und Mosel, Stuttgart, 1989, S. 20; M. Faust, Rechtsrheinische Zuflüsse zwischen den Mündungen von Main und Wupper, Wiesbaden, 1965, S.13). Die gleiche Deutung trifft auch für den Ortsnamen Daubach bei Limburg/Lahn zu (H. Kaufmann,ebd).

Ausgehend von der Tatsache, dass dem Ortsnamen ein Gewässername zugrunde liegt, kann auch der Familienname Daubach direkt vom Bachnamen abgeleitet sein. Es würde sich somit um einen so genannten Wohnstättennamen in der Bedeutung „der am Daubach Lebende“ handeln.

Wohnstättennamen kennzeichnen eine Person durch die Angabe der Stelle, an der sie lebten. Dabei konnten viele verschiedene Aspekte in den Namen einfließen, zum Beispiel die Land­schaft (Berger, Steiner, Kofler [Fels], Kleeberg, Bachmann), landwirtschaftliche Gegebenhei­ten (Kiesecker [Kiesacker], Felder, Kamp [eingezäuntes Ackerland]) oder menschliche Ein­richtungen (Zeuner, Hagen [zu Hecke], Kirchgässner, Furtner). Zu unterscheiden sind sie von den Herkunftsnamen vor allem dadurch, dass sie dem Namenträger von einheimischen, dort ansässigen Personen verliehen werden, die die Person nach der ihnen bekannten Stelle benannten, z.B. Peter am Kiesacker oder Johannes am Daubach.

Der erste Träger des Namens hätte demnach entweder Haus und Hof oder aber ein von ihm bewirtschaftetes Feld am Daubach gehabt und wäre entsprechend von seinen Mitmenschen benannt worden. Aus der präpositionalen Fügung z.B. Peter am Daubach wurde später unter Auslassung von „am“ Peter Daubach. Meist ist die Präposition in den Familiennamen ver­schwunden, allerdings kennen wir noch heute Familiennamen wie Aufderheide, Hintersdorf oder Vordemwald.

Neben den bereits genannten Gewässern Daubach bei den entsprechenden Ortsnamen kommt hierbei zusätzlich der Dau-Bach rechts zur Lahn bei Altendiez als Namenursprung in Frage. Nach diesem Gewässer ist auch das dortige Daubachthal benannt (M. Faust, ebd).

Zusammenfassend ist der Familienname Daubach in erster Linie als Herkunftsname zu den beiden gleichnamigen Orten in der Bedeutung „der aus Daubach Stammende“ zu interpre­tieren. Für einige Namenträger ist zudem die Deutung als Wohnstättenname „der am Daubach Lebende“ denkbar.


 

Marko Meier, M.A.

Namenberatung der Universität Leipzig